Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2018
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Wieder hat es einen schweren Unfall gegeben. Wieder war es wegen Trunkenheit am Steuer. Und wieder sind Menschen dabei zu Schaden gekommen.
Mittwoch Abend, 27.12.2017 auf der A61. Ein Streifenwagen der Polizei wartet auf einem Standstreifen mit eingeschaltetem Blaulicht und Warnblinkanlage auf einen Ukrainischen LKW, der nach Informationen der Niederländischen Polizei, Schlangenlinien fahren soll.
Wie nun schon in den Medien berichtet wurde, ist das Traurige Ergebnis: 1 Tote Beamtin (23), 2 schwer Verletzte Beamte im Alter von 22 und 48 (Weiblich) Jahren.
Das Thema Alkohol ist nicht neu
In der Vergangenheit habe ich hier schon öfters über dieses Thema geschrieben. Und nicht nur von der [the_tooltip text=“Fachpresse“ tooltip=“Ich hatte schon vor einigen Jahren auf das Problem aufmerksam gemacht und die Branchenspezifische Presse angeschrieben.“ url=““ background=““ color=““], bin ich dafür belächelt worden. Doch wie das traurige Beispiel von Mittwoch zeigt, lag ich da nicht so falsch. Das hat man nun auch andern Orts eingesehen, denn man berichtet nun darüber und nennt das Kind beim Namen. Besser spät als nie.
Doch ich hole mal weiter aus.
Das Thema Alkohol ist ja bekanntlich nicht neu, fällt es doch auch mit in den Themenbereich Sozialdumping im Transportwesen. Anders als Journalisten, sehen wir Fahrer regelmäßig was Abends auf den Rastanlangen in Deutschland so zwischen / auf den LKW Aufbauten passiert. Man darf hier nicht davon ausgehen, dass Alkohol am Steuer ein Nationalitäten Problem ist. Menschen die unter Alkoholeinfluss fahren, gibt es überall. In jeder Branche. Und nein, ich aktzeptiere auch nicht den Vergleich das andere zu Hause Alkohol konsumieren und die Angehörigen verprügeln. Das ist nur Schönrederei.
Jedoch muss ich leider sagen, dass gerade Osteuropäische Fahrer ein sehr großes Problem damit haben, die Finger von dem Zeug zu lassen. Klar. Wenn man mit mehreren Fahrern der gleichen Firma / Nationalität irgendwo zusammen trifft, dann kann das schon mal in einem Gelage enden. Auch das habe ich selber schon mitgemacht. Allerdings sind dann am folgenden Tag bei mir einige Termine geplatzt, weil ich nicht in der Lage war, zu fahren.
Nicht gerade wenige
Einige, nicht gerade wenige Fahrer, interessiert das allerdings nicht. Da wird bis in die Puppen gesoffen und nach einigen Stunden Schlaf, wird der Motor gestartet und ab geht es. Ob das so auch am Mittwoch war, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist jedoch, dem Alkohol frönen nicht gerade wenige Osteuropäische Fahrer. Die Beschaffung des selbigen Funktioniert sogar recht gut. Ein Beispiel welches ich selber beobachtet habe: Zentrallager Kaufland Dortmund. Ein Polnischer Fahrer liefert 33 Paletten Wodka an.
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Posted by ?????? ????? on Sonntag, 29. Oktober 2017
Als er mit dem Entladen zum Ende kommt, schiebt er die letzte Palette auf das Förderband zum Hochregallager. Die Palette wird nicht akzeptiert, weil diese defekt ist. Der Fahrer wird aufgefordert, die Ware auf eine andere Palette umzupacken. Gut ist auch nicht seine Aufgabe, von daher weigert er sich. Die Lagermitarbeiter verweigern die Annahme dieser Palette, da diese keine Lust haben, die Ware umzupacken.
Der Fahrer schiebt die Palette Wodka wieder auf seinen Auflieger, holt seine Papiere und fährt auf den Parkplatz. Und dort konnte ich dann beobachten, wie dieser sich an der Palette bediente. Karton für Karton wanderte in seine Fahrerkabine, andere Osteuropäische Fahrer bekamen auch gleich was ab. Ich behaupte hier nicht, dass das immer so abläuft, aber ich denke mal, die nächste Parkplatzparty war gesichert. Einige dieser Lautstarken Partys auf Parkplätzen musste ich schon selber mit erleben.
Das Bild oben ist aus einer Rumänischen Fahrergruppe, welches das Ende eines Saufgelage zeigt. Und leider sind diese Gelage keine Seltenheit. Es soll nur verdeutlichen, dass es im Osten Europas ein anderes Verhältnis zum Alkohol gibt.
Keine Entschuldigung
Es ist keine Entschuldigung. Auch wenn es viele mittlerweile gibt, die das ganze Hinterfragen. Klar. Die Osteuropäischen Fahrer sind Wochen- / Monatelang von zu Hause weg. Die Trennung von der Familie, die Langeweile sind ein paar Gründe warum die Fahrer zur Flasche greifen. Doch es ist keine Entschuldigung dafür, dass man unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug im Straßenverkehr bewegt. Es ist aber auch kein Geheimnis mehr, was man tot schweigen muss.
Unsere Regierung handelt hier mal wieder nicht und setzt somit auch Unschuldige Leben aufs Spiel. Nicht erst seit kurzem fordern viele Fahrer, darunter auch ich, dass die Kontrolldichte erhöht wird. Doch bislang passiert da nichts. Kontrolldichte wird bislang nicht erhöht und selbst wenn Osteuropäische Fahrer Verstöße direkt vor den Augen der Beamten begehen, wird da auch nichts unternommen. Doch das ist ein anderes Thema und ich drifte leider schon so weit ab, dass ich nun den Bogen zum eigentlichen Thema nicht mehr schaffe. Sei es drum.
Die Gründe warum jemand zur Flasche greift sind keine Entschuldigung für sein anschließendes Handeln. Schon gar nicht, wenn dabei Menschen verletzt oder gar getötet werden. Aber selbst solche „Aktionen“ wie die auf der A9, wo am 01.12.2017 ein betrunkener Pole die Fahrbahn blockierte. Auch hier war der Fahrer besoffen.
Auch wenn solche Jobs in Osteuropäischen Ländern zu den bestbezahlten gehören, wenn einen der Job dazu treibt, dass man sich dem Alkohol hingibt, sollte man den Job an den Nagel hängen und sich eine Alternative suchen. Wo und wie diese Aussehen kann, bleibt jedem selbst überlassen. Hauptsache weg vom Alkohol.
Aufschrei ist groß
Wieder einmal war der Aufschrei nach dem Ereignis groß. In vielen Fahrergruppen in den Sozialen Netzwerken kann man die Distanzierungen zu solchen Fahrern lesen. Denn gerade solche Fahrer sind es, die uns Verantwortungsbewussten Fahrer in den Dreck ziehen.
In einem Beitrag aus der FB Gruppe Frightliners United wird es im letzten Abschnitt treffend beschrieben und dem gesamten Text kann ich mich ohne Einschränkungen anschließen.
Durchgreifen egal des Aufwands und der Nationalität! Aufstockung des benötigten Personals und die Unterstützung durch die Politik zur Umsetzung nötiger Maßnahmen!
Wir fordern die Wiederherstellung der Autorität unserer Polizei und der Verkehrsregeln. Diese sind der heutigen Situationen angepasst, umgehend zu reformieren!.Wir verlangen wieder die Sicherheit auf unseren Straßen, wie sie einst in unserem Staat vorhanden und in unseren Nachbarländern noch heute Realität ist.
Den gesamten Beitrag kann man hier lesen, sofern man über ein FB Konto verfügt: https://www.facebook.com/freightlinersunited/posts/991944394294969
Wie gesagt, ich schließe mich dem uneingeschränkt an und auch ich distanziere mich von solchen Fahrern. Alkohol hat im Straßenverkehr nichts verloren! Es wird Zeit das mehr Kontrollen statt finden. Doch wenn keiner dafür sorgt, dass mehr Beamte für die Kontrollen eingestellt werden und auch die entsprechenden Mittel an die Hand bekommen um diese Kontrollen auch durch zu führen. Es nützt nichts wenn es zwar Polizisten gibt, die was kontrollieren können, aber nicht erst seit Mittwoch damit rechnen müssen, durch einen 40 Tonner platt gemacht zu werden.
Sozialdumping gehört abgeschafft
Quelle: Udo SkoppeckDie Gründe, warum jemand zum Alkohol greift und danach Dummheiten macht, sind keine Entschuldigung. Allerdings gehören die Ursachen dafür bekämpft. Die Phrasen: „Die machen das ja alle freiwillig und haben sich das selber ausgesucht….“ lasse ich hier nicht gelten. Fakt ist doch, dass das monatelange Leben auf engstem Raum, tägliches Essen kochen auf einem Gaskocher hat mit allem anderen was zu tun als mit einem Campingurlaub.
Gerade die Jungen Fahrer heute haben keinerlei Vorstellung davon was es heißt Wochenlang nicht nach Hause zu kommen. Sie werden vielleicht im Günstigsten Fall darauf hingewiesen, aber das Verständnis fehlt, bzw. Sie wissen nicht was es auch bedeutet.
Aufgrund der niedrigeren Lohnkosten, ist es für Osteuropäische Speditionen ein leichtes hier die Preise zu unterbieten. Und was ist da einfacher, als die Fahrer einfach mal nicht nach Hause zu holen und / oder unter miesen Bedingungen arbeiten zu lassen.
Nur mal so als Verständnis: Die Kabine eines 40 Tonnen LKW’s ist ca. 4 m² groß. Darin arbeitet und lebt der Fahrer. Ich weiß, der Vergleich hinkt, aber laut Tierschutzgesetz muss der Zwinger eines Hundes min. 6 m² betragen. Je nach Widerristhöhe auch mehr.
Der EuGH hat zwar in seiner jüngsten Entscheidung zum Thema Regelmäßiger Wochenruhezeit festgelegt, dass diese nicht mehr im Fahrzeug verbracht werden darf und die EU Mitgliedsstaaten das entsprechend umzusetzen haben, doch da kaum Kontrollpersonal vorhanden ist, interessiert das auch niemanden, dass viele über Wochen hinweg in Ihren Kabinen regelrecht verwahrlosen.
Hauptsache Billig
Doch es interessiert auch niemanden. Schon gar nicht die großen Logistiker. Bei denen geht es nur nach der Geiz ist Geil Methode.
Mein Beileid
Mein Beileid geht an die Angehörigen. Ein Kind, auch wenn es bereits 22 Jahre alt war, zu verlieren ist etwas, was ich mir als Vater nicht vorstellen kann und auch nicht will. Ich wünsche den Angehörigen in dieser schweren Zeit viel Kraft.
Es kämpfen aber noch 2 Menschen mit dem Leben. Auch diesen beiden wünsche ich die Kraft, die Sie brauchen um wieder zu gesunden und die Notwendige Hilfe, dass Erlebte zu verarbeiten.
Schlusswort
Ich kann hier nicht wirklich viel ausrichten. Ich hoffe nur, dass dieser Vorfall einmal mehr dazu beiträgt, dass unsere Regierung, sofern wir denn mal eine haben werden, endlich mal wach wird und sich dem Thema stellt. Hier ist endlich handeln angesagt. Gesetze sind nur dann sinnvoll, wenn die Einhaltung der selbigen auch kontrolliert und Verstöße geahndet werden.
Ich selber will nicht mit solchen Leuten, die unverantwortlich handeln, auf eine Stufe gestellt werden. Ich selber zähle mich zu den Verantwortungsvollen Fahrern. Und da bin ich nicht der einzige, der sich so verhält.
Bildquellen
- fragwuerdige_erholung: Udo Skoppeck