Zuletzt aktualisiert am 6. Juni 2022
Das Thema Fahrermangel ist ja irgendwie aus den sozialen Netzwerken nicht mehr wegzudenken. Seit vor einigen Tagen die Meldungen aus England auftauchten, meinten einige Zeitungen mal hier in Deutschland zu schauen, wie es denn hier um die Fahrer steht.
Und ich bin da ganz ehrlich…. So langsam nervt es. Überall liest man nur Mimimi… Scheiß Löhne, beschissene Arbeitszeiten, bla bla bla
Bevor ich nun zum eigentlichen Thema komme, mal was Grundlegendes.
Mal ehrlich. An den Löhnen seid Ihr doch selber schuld. Ebenso an den „scheiß langen Arbeitszeiten“. Keiner, aber auch keiner hat einen dazu gezwungen, für das Geld zu fahren, was man bekommt.
Man kann nicht einen angebotenen Lohn akzeptieren und dann hinterher rumjammern, dass es zu wenig ist. Wenn es zu wenig ist, geht man zum Chef, redet mit ihm über mehr Geld und entweder es gibt mehr oder es gibt bei dem Unternehmer eben nicht mehr. Dann wechselt man und fertig. Genauso mit den Arbeitszeiten. Einerseits wird auf die Kacke gehauen, es gäbe ja das Arbeitszeitgesetz und man kann seine Arbeitszeit deswegen nicht überschreiten, auf der anderen Seite heult Ihr rum, dass man 15 und mehr Stunden arbeiten müsse.
Leute, das passt nicht. Das ist genauso logisch, wie an der Supermarktkasse mit Karte zu bezahlen und auf das Wechselgeld zu bestehen. Hatte ich aber schon bei Facebook geschrieben…. Zwar nicht in diesem Zusammenhang, aber naja, da war das Thema Gesetze.
Auch so ein Dingen, wo ich mich an den Kopf fasse. Bestes Beispiel für Gesetze habe ich ja oben schon geschrieben.
Aber scheint ja jetzt hip zu sein, Gesetze zu fordern, die für Verbesserungen in der Transportbranche sorgen sollen. Witzig daran ist, dass viele Fahrer nicht mal in der Lage sind, sich an bestehende Gesetze zu halten. Warum soll man dann neue schaffen?
Es gibt Gesetze und Verordnungen für Arbeitszeiten, Lenk und Ruhezeiten, wie man sich auf der Straße zu verhalten hat usw. Würde man sich mal daran halten, hätte man schon viel erreicht. Nennt sich „Dienst nach Vorschrift“! Dazu noch, wenn die Zeit voll ist und der Dispo fragt ob man nicht eben noch …. könnte, hat die Antwort NEIN zu sein! Aber das kann man ja nicht. Die Kollegen machen es ja auch… Am Arsch die Waldfee!
Egal. Wie bereits geschrieben, was den Lohn anbelangt: Ihr habt dem Zugestimmt. Ihr habt unter dem Arbeitsvertrag, der auch euren Lohn beinhaltet, eure Unterschrift drunter gesetzt. Ihr wart mit den Konditionen einverstanden! Fertig.
Und was ist jetzt mit dem Tarifvertrag?
Da komme ich jetzt zu….
Allgemeinverbindlicher Tarifvertrag. Einige Gedanken zu einem Forderungskatalog…
Ich versuche hier eine Kompromisslösung, von der ich denke, dass Sie gut für beide Seiten funktioniert.
- Arbeitszeiten
Da brauche ich eigentlich nicht drauf einzugehen. Arbeitszeiten / tägliche Arbeitshöchstzeit sind im Arbeitszeitgesetz unter § 3 und § 21a geregelt. - Lohn
den Lohn habe ich mir nach Vorbild NRW Tarifvertrag vorgestellt, bzw. leichte Abweichungen davon:
Für angelernte Fahrer (ehemals Bundeswehr, sonstige Quereinsteiger) 13,54 € / Stunde
Für gelernte Fahrer (also die mit 3-jähriger Berufsausbildung zum BKF) 14,54 € / Stunde
Das Ganze gilt von 0 bis 168 Stunden im Monat. Ab 168 – 208 (um im gesetzlichen Rahmen zu bleiben) 25 % Überstundenprozente.
Spesen: Dem jeweiligen Land entsprechend in das man fährt.
Achja und je nach Transportsparte und Gefahrenpotential noch mal 15 % obendrauf. Sonn- und Feiertagszuschlag 100 %, sofern man denn an diesen Tagen arbeiten muss. - Be – und Entladen….
Nun ich weiß, die meisten wollen das nicht mehr machen, es wäre ja angeblich per § 412 HGB verboten.
Sorry, aber das stimmt nicht. Alleine schon Abs. 1 sagt es mit den ersten Worten, dass der Fahrer Be und Entladen muss. Das weitere, was folgt, ist dann für entsprechende Transporte, wo man als Fahrer nicht Hand anlegen muss (Überseecontainer, Getränketransporte von Brauerei zum Getränkegroßhandel etc.)
Heißt also, man müsste quasi weiterhin beim Discounter abladen, Paletten umpacken usw.
Hier kommt mein Kompromissvorschlag, damit man eben nicht mehr Paletten umpacken muss oder wie bei Kaufland üblich auch gleich ins Hochregal schieben darf:
Runter vom Auto ja, aber weiter nicht! Heißt also nichts anderes, als dass man die Paletten weiterhin vom Auto runterzieht, 5 oder 10 m weiter irgendwo abstellt und sich das Lagerpersonal darum zu kümmern hat, wo die Ware hin soll. Denn ganz ehrlich? Wie oft am Tag im Fernverkehr 33 Paletten vom Auto ziehen? Richtig. 1x am Tag, wenn überhaupt. Und das dann auch noch mit der E-Ameise. - Aus und Weiterbildung
Auch hier sind wieder die Arbeitgeber gefordert. Man sollte den fehlenden Nachwuchs, wie im Handwerk auch, zum Berufskraftfahrer ausbilden. Heißt 3 Jahre einen oder mehrere Azubis in der Firma. Das geht entweder mit einem Meister, wenn man sich den leisten kann, einem der den Ausbilderschein hat, oder in Zusammenarbeit mit der IHK.
Fahrer aus Drittstaaten sind nur ein Teil der Lösung oder eher gesagt: Gar keine Lösung. Siehe Dinotrans, wie gut das für die in den skandinavischen Ländern ausgegangen ist. Gut da spielten auch noch andere Dinge eine Rolle, aber mal ehrlich: Ausländische Fahrer, die mit dem Handy an der Theke stehen und sagen: Wolle laden….. Die will keiner, schon gar nicht die Kundschaft.
Weiterbildung ist auch ein Thema, was unter den Nägeln brennt. Von einigen Firmen wird die übernommen, von anderen wieder nicht. Hier sollte für alle die Module übernommen werden. Bindet die Fahrer an die Firma.
Das ganze kann man noch beliebig erweitern. Ist auch nur ein erster Ansatz, wo es hingehen könnte, wenn die Fahrer denn mal selber darauf kommen, das man dafür auch was tun muss, um es zu erreichen.
Und ja, beim Be und Entladen bleibe ich dabei: Wer keine Lust darauf hat, soll Überseecontainer fahren. Dann braucht man das nicht machen. Ansonsten, nur weil ein paar Fahrer aus einer Balkanjeans eine Leggins machen wollen, nein die Hose läuft nicht beim Waschen ein, sondern wird mit fehlender Körperfülle mit der Zeit ausgefüllt, auf Deutsch: Kein Bock haben zu arbeiten, sehe ich es nicht ein, dass man hier extra für das bisschen Paletten mit motorisierter Unterstützung von Auto runter und irgendwo abstellen oder auch mal zu laden, ein ganzes Gesetz zu ändern, nur damit die Herrschaften noch fauler werden. Und dafür dann am besten noch mehr Geld bekommen. Ja nee is klar….
Wie es heute schon ein Unternehmer auf meiner FB Seite geschrieben hat:
Wenn ich „viel“ zahle, erwarte ich natürlich auch etwas. Einfach nur hintern Lenker klemmen und sich dann wie der Herr der Bahn benehmen ist nicht.
Sehe ich nicht anders. Be- und Entladen gehört für mich als Fahrer dazu. Aber bestimmt nicht Lagerist bei den Discountern. Wenn die Palette nicht ins Hochregal geht, deren Problem. Sollen Sie die umpacken, sofern die darauf enthaltene Ware nicht beschädigt ist. Und für einwandfreie Paletten hat der Versender oder der Frachtführer zu sorgen, bzw. dass dessen Angestellte ordentlich damit umgehen. Aber wenn ich da wieder an DHL denke… Aua….