Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Gewerkschaftsbeitrag No. 7895752

Mehr oder weniger so etwas. Ok, neues Jahr, altes Thema. Kaum schreibt man was in den sozialen Medien über Gewerkschaften, eventuell sogar, was man diesen zu verdanken hat, kommen Sie alle wieder aus Ihren Löchern gekrochen und posten Ihre Gründe und »Ausreden«. Wie immer eigentlich.

Die, die nicht Mitglied in einer Gewerkschaft sein wollen. Die Liste der Gründe ist nicht lang, sie wird nur immer und immer wieder wiederholt.

»Ausreden« vs. andere Gründe

Um mal ein paar der üblichen Ausreden und Gründe zu nennen, mache ich mal eine Auflistung

  • Die Gewerkschaft macht nichts
  • Verdi ist nicht zuständig für uns Fahrer
  • Verdi will uns nicht
  • Die wollen nur unser Geld
  • Die sollen erst mal was für mich tun, bevor ich da eintrete
  • es gibt keine reine Fahrergewerkschaft
  • Mein Chef ist nicht im Arbeitgeberverband, was bringt mir da eine Gewerkschaft?
  • Ich benötige keine Gewerkschaft, meine Konditionen handel ich selbst aus

So in etwa kann man es regelmäßig unter Beiträgen zum Thema Gewerkschaften lesen. Wenn man sich das mal so durchliest, dann könnte man feststellen, dass da sehr viel Unwissenheit drinsteckt. Zumindest zum Teil.

Warum man auf die Idee kommt, dass Verdi nicht zuständig sei oder gar, dass Verdi uns nicht will, weiß ich nicht. Denn wenn man nachfragt, kommt zumindest auf die letzte Aussage entweder gar nichts, oder nur »Das hab ich mal gehört.«

Genauso ist das, wenn man bei »Die machen ja nichts«, nachfragt, was die denn machen sollen. Da kommt meistens nichts mehr oder nur »Das weißt du doch ganz genau!«. Nun, wenn ich es wüsste, würde nicht nachfragen.
Offensichtlich ist aber, dass solche Aussagen in der Regel nur von Leuten kommen, die a) nicht Mitglied in einer Gewerkschaft sind, b) keine Ahnung haben, wie Gewerkschaft überhaupt funktioniert und c) dass Gewerkschaftsarbeit nicht zum Nulltarif gibt, sondern dass diese auch Geld kostet. Geld, was hauptsächlich durch die Mitgliedsbeiträge reinkommt. Womit wir wieder bei der Aussage sind »Die wollen nur unser Geld.« Es ist ja nicht so, dass man für seine Mitgliedsbeiträge (1 % vom brutto) keine Gegenleistung erhält.

»Mein Arbeitgeber ist nicht im Arbeitgeberverband.«

Auch das ist an und für sich kein Grund, nicht in eine Gewerkschaft einzutreten. Denn zum einen hilft im Falle eines Falles die Rechtshilfe der Gewerkschaft auch dann, wenn der Arbeitgeber nicht im AG Verband wie dem BGL ist, zum anderen ist jeder Arbeitgeber für sich allein Tarif fähig. Heißt die Gewerkschaft, könnte auch mit ihm direkt über einen Haustarifvertrag verhandeln. Aber das nur so nebenbei.

Der Hauptgrund ist eigentlich eher der, dass die Gewerkschaft auch mit den Arbeitgeberverbänden einen für ganz Deutschland gültigen Tarifvertrag aushandeln könnte, derzeit haben wir 15 Einzeltarifverträge, und diesen dann in Abstimmung mit den Verbänden der Arbeitgeber für allgemeingültig erklären zu lassen.

Allgemeingültiger Tarifvertrag und was die Gewerkschaft dafür benötigt

In einem solchen Vertrag kann man die grundsätzlichen Rahmenbedingungen für unsere Arbeit festlegen. LKWs nur noch mit Standklimaanlage, generelle Bereitstellung von Hilfsmittel zur Schnee und Eisräumung, einen Lohn, der zum Leben reicht und von dem man nicht nur überleben kann. Oder wie Spanien und Portugal auch ein Be- und Entladeverbot. Eine Verpflichtung zur Kostenübernahme für die Weiterbildung nach BKrFQG, wäre ebenfalls denkbar.

So in etwa. Natürlich hindert ein solcher Tarifvertrag den einzelnen Fahrer nicht daran, für sich noch bessere Bedingungen herauszuschlagen. Es soll nur gewissermaßen eine für alle gleich geltende Rahmenbedingungen sein. Denn nicht nur ich habe keine Lust, mit XX Jahren Berufserfahrung, bei einer neuen Spedition wieder von vorn anzufangen, mit Dingen, die man bereit ist, zu machen und den Dingen, zu denen man nicht bereit ist.

Es wird sich nichts ändern

Wenn man ständig nur meckert, sinnlose Behauptungen raushaut, was angeblich alles mit den Gewerkschaften falsch läuft, wird sich nichts ändern.

Wir haben einen Fahrermangel und diejenigen, die was daran ändern könnten, stecken lieber den Kopf in den Sand und verlassen die Branche. Ja klar, die Arbeitgeber müssten auch was dafür tun, aber da baut man eher Babylon wieder auf, als das mal passiert. Ausnahmen sind hier nicht mit gemeint.

Man schreit als Fahrer immer wieder nach Zusammenhalt, will aber auch hier nichts dafür tun, dass es diesen gibt. Der Beitritt in eine Gewerkschaft wäre mal ein Anfang. Wenn man dann noch hinter den Forderungen (Ach stimmt, selbst hier gibt es ja nichts Konkretes) steht und der Gewerkschaft den Rücken damit stärkt, dann könnte es so etwas wie einen Zusammenhalt geben.

Aber das ist nur Wunschdenken. Das Jammern wird genauso wenig verstummen, wie die Gerüchteküche über ein angebliches Desinteresse von Gewerkschaften, was uns Fahrer anbelangt. Dabei sind es in meinen Augen eher die Fahrer, die kein Interesse haben, für Veränderungen Hilfe zu suchen und auch was dafür zu tun.

Gewerkschaftsbeitrag No. 7895752

by Christian time to read: 7 min
0