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Fachkräftemangel

Nicht nur in unserer Branche wird dafür »geworben«, dass man Arbeitnehmer aus dem Ausland nach Deutschland holen darf, um den Fachkräftemangel zu beheben. Dummerweise begreift scheinbar niemand, dass es eben nicht nur ausreichend ist, die Symptome zu beseitigen, wenn die Ursachen noch da sind.

Doch wie soll man das vermitteln?

Deutschland hat ein Problem

Ich bin mittlerweile nicht der Einzige, der sagt, dass der Fachkräftemangel in Deutschland ganz oben anfängt. Und zwar bei der Regierung. Man hat da zwar augenscheinlich erkannt, dass wir in Deutschland einen Fachkräftemangel haben. Aber in der Politik ist dieser ganz groß. Die wenigsten dort haben eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium.

Aber gerade diese Leute sagen uns, Berater sei dank, wo es langzugehen hat. Egal. Fachkräfte gibt es kaum noch, und wenn ich mir die aktuellen Vorschläge aus der Politik anschaue, dann wird es auch in Zukunft keine mehr geben.

Anschreiben an die Politiker

Ich habe in der vergangenen Woche mal den einen und anderen Politiker angeschrieben, bezüglich des Fachkräftemangel und gerade mit den Themen konfrontiert, die unsere Branche belastet. Als Vorlage diente mir ein Schreiben von Udo Skoppeck, welches er auf Facebook veröffentlicht hat. Ich habe mir dann bei Abgeordnetenwatch die für meine Region zuständigen politischen Vertreter in Berlin und deren E-Mail-Adressen dann über die Parteiwebseiten herausgesucht und angeschrieben.

Geantwortet haben mir bislang nur 2. Zum einen Dirk Wiese von der SPD und das Büro in Meschede von Friedrich Merz, CDU. Lediglich Herr Wiese scheint im Thema zu sein, denn im Gegensatz zu der Dame, die mir im Auftrag von Herrn Merz geantwortet hat, konnte er mir zumindest sagen, dass der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages an dem Thema dran ist.

Nicht, dass ich das schon wusste, denn ich habe ja das ja bereits auf Facebook erwähnt. Egal. Was mich stört ist, dass man auch hier scheinbar die Qualität der Qualifizierung als Fachkraft heruntersetzen will. Klar, es gibt viele, die sagen, in unserem Job reicht die Grundqualifikation aus. Und ich bin ehrlich, ich habe damals auch die Grundqualli innerhalb von 6 Monaten gemacht, aber im Anschluss die Prüfung zum BKF abgelegt. Nein, nicht die IHK Prüfung, die man mittlerweile ablegt. Die gab es 2004 noch nicht. Ich meine schon die Prüfung zum BKF, die man nach der dreijährigen Ausbildung ablegen muss. Das ging auch nur deshalb, weil ich schon 6 Jahre im Beruf drin war, weil ich seit Mitte der 1990er-Jahre auf einem 7,5 Tonner Tandem im nationalen Fernverkehr unterwegs war.

Auch seitens der CDU für mich nur Bla Bla. Kein wirkliches Interesse, Fachkräfte auch als Fachkräfte auszubilden. Aber wie ich es oben schon erwähnte, es gibt auch unter den Fahrern genügend Anhänger der „Es reicht auch die Grundqualli“ These.

Und auch wenn ich bei einigen wieder ins Fettnäpfchen trete, doch das ist in meinen Augen zu kurz gedacht.

Zum reinen Fahren reicht die Grundqualli aus. Doch was ist mit später? Eventuellen weiterführenden Qualifizierungen, sofern denn mal welche kommen? Ich bleibe dabei. In der dreijährigen Ausbildung wird auf den Beruf und das drumherum mehr eingegangen, als in der Grundqualli. Das ist mir in der Prüfung zum BKF klar geworden, die ich auch nur deshalb geschafft habe, weil ich zum einen Vorkenntnisse hatte, die in der Grundqualli nicht vermittelt wurde, zum anderen, weil ich mich selbst immer wieder informiere.

Doch zurück zum Thema. Egal, wo man was zum Thema Fachkräftemangel liest, als Erstes bekommt man die Zuwanderung vorgesetzt. Zuwanderung wird mittlerweile als das A und O angesehen, ohne würde es nicht gehen.

Doch für mich persönlich ist das nur eine Bekämpfung von Symptomen anstatt eine Behandlung von Ursachen. Denn in bislang keinem Bericht, den ich zu diesem Thema gelesen habe, wird wirklich hinterfragt, warum haben wir eigentlich einen Fachkräftemangel? Nein. Führende »Experten« in diesem Sektor werden befragt und was alle gemein haben: Sie wollen Zuwanderung. Zuwanderung von ausländischen Fachkräften, von denen man ja bereits geträumt hat, als die ganzen Asylsuchenden Europa geflutet haben.

Doch davon sind wir immer noch weit entfernt und nur weil ich mir ausländische Arbeiter ins Land hole, wird es nicht besser. Auch die werden sich eines Tages denken, nee, für den Mist hier arbeite ich mich nicht kaputt.

Ursachen beseitigen, anstatt Symptome zu behandeln

Die jungen Leute greifen den Beruf des BKFs nur noch selten auf. Zum einen, weil die Entlohnung in anderen Berufen attraktiver ist, als bei uns im Speditions- und Logistikbereich, zum anderen weil die äh… Work / Life Balance hier nicht so toll ist, oder anders gesagt, Familie und Beruf passen nicht so gut zusammen wie in anderen Bereichen.

Logisch, wenn man dann anfängt, wenn andere noch schlafen und immer darüber hinaus am Arbeiten ist, wenn andere bereits Feierabend haben und mit Freunden und Familie die Zeit bis zum Schlafen gehen, verbringen. Der Tag geht bei uns nicht selten mit einer Abwesenheit von täglich 15 – 16 Stunden von zu Hause oder gar eine oder zweiwöchige Abwesenheit einher. Und das für einen Lohn, der jenseits von dem ist, mit dem man in unserem Deutschland gut und gerne leben kann.

Ja, liebe Politiker, ich weiß. Eure Statistiken sagen etwas anderes. Das liegt aber vor allem daran, dass eure Quellen fehlerhaft sind oder zumindest die daraus gewonnen Daten missinterpretiert werden.
Was viele nicht wissen, der Satz von Frau Merkel, dass jeder Deutsche im Durchschnitt 3.000 € verdient, kommt daher, dass die Politiker ihre Daten aus Portalen wie nettolohn.de beziehen. Und diese Portale differenzieren nicht, ob man nun das angegebene Bruttogehalt wirklich bekommt, oder ob man nur wissen will, wie viel man bei welchem Lohn netto rausbekommt.

Und gerade in unserer Branche gibt es immer noch Unternehmen, die Ihren Fahrern ein Festgehalt von 2000 € zahlen und das im Fernverkehr. Wertschätzung sieht anders aus.

Aber wenn man lieber nur die Symptome behandelt, wird man den Fachkräftemangel nicht beseitigen. Da hilft auch später der tollste LKW nicht mehr weiter.

Fachkräftemangel

by Christian time to read: 8 min
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