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Anonymes Surfen, geht das?

Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt Spuren. Jeder Schritt ist nachvollziehbar. Möglich ist das, weil jeder Internetanschluss seine eigene „Hausnummer“ in Form einer IP-Adresse hat. Doch kann man diese IP-Adresse verbergen? Das will ich in diesem Beitrag klären.

Kann man überhaupt anonym im Internet bleiben? Wenn ja, wie macht man das? Und warum macht man das?

Die Gründe, warum man seine Schritte im Internet verschleiern will, sind vielseitig. Die einen wollen einfach keine Spuren hinterlassen, weil sie, wie ich, überzeugt sind, es geht keinen was an, wonach man im Netz sucht, oder was man da macht.
Andere wiederum nutzen die Verschleierungen für illegale Dinge, wie etwa Cyberangriffe auf digitale Infrastrukturen von Firmen oder Staaten. Als sich Russland in die Auseinandersetzungen in der Ukraine eingemischt hat (das, was eigentlich seit 2014 dort abgeht), hat man vieles davon mitbekommen, wie sich Hacker auf digitalem Wege an dem Krieg beteiligt haben, oder speziell dazu eingesetzt wurden, um die Versorgung mit Wasser, Strom etc. zu unterbrechen.
Denn überall, wo wir auf Webseiten etwas suchen, wird von uns eines immer wieder registriert: die IP-Adresse.

Hintergrundinformationen

Wie ich eingangs schon schrieb, hat jeder Internetanschluss eine Adresse. Jedes Land, jeder Internetanbieter hat seinen eigenen IP-Adressbereich. Somit jeder Internetanschluss seine eigene IP-Adresse. Und das unabhängig, wie viele Geräte sich im Haus befinden, die auf das Internet zugreifen. Alle haben nach außen hin dieselbe Adresse, so wie jeder Hausbewohner unter derselben Hausnummer gemeldet ist.

Eine IP-Adresse ist je nach Protokoll unterschiedlich aufgebaut. Das aktuell noch weitverbreitete ist IPv4 (Internet Protokoll Version 4). Eine IPv4-Adresse besteht aus einer Reihe von 4 Zahlen, von 0 bis 255, wobei die erste Zahl immer eine 1 ist.

So gehört bspw. der IP-Adressbereich 1.0.0.0 – 1.0.0.255 zum Asia Pacific Network Information Centre, kurz Apnic.

Der Sitz dieses Informationszentrum ist in South-Brisbane, Australien.

Apnic kümmert sich so gesehen um den Internetverkehr in Asien und dem Pazifik.

Für Europa ist RIPE NCC zuständig

IPv4 Adressen sind nicht unbegrenzt verfügbar. Daher wurde das seit 1998 bestehende Internet Protokoll Version 6 (IPv6) zu kommerziellen Zwecken eingeführt, denn aufgrund der steigenden Weltbevölkerung und auch damit steigenden Zahl der aufs Internet zugreifenden Endgeräte, wurde dies notwendig.

Eine IPv6 Adresse besteht im Gegensatz zu IPv4 aus Zahlen und Buchstaben und werden nicht wie bei IPv4 durch einen Punkt, sondern einem Doppelpunkt getrennt.

Die IPv6 Adressen sehen somit so aus: 2001:0db8:85a3:08d3:1319:8a2e:0370:7344.

Das soll als Hintergrundinformation reichen, damit man nachfolgend weiß, was verschleiert wird. Auf Netzwerkschichten im Rahmen des OSI-Referenzmodells werde ich hier nicht eingehen, denn das würde den Rahmen sprengen. Es reicht mir, dass ich mir das Ganze im Rahmen meiner Umschulung zum Informatik-Kaufmann eintrichtern musste. Wer seine eigene IP wissen möchte, kann entweder in der Weboberfläche seines Routers nachschauen oder die Seite https://myip.is besuchen.

Wie bewege ich mich nun „Anonym“ im Internet

VPN ist hier das offene Geheimnis. Irgendwie hat man schon mal davon gehört und weiß auch ggf. was man damit macht. Zumindest in Bezug auf VPN Anbieter.

Kostenpflichtige VPN-Anbieter, wie Surfshark, machen nichts anderes als euren Internetverkehr über Ihre Server laufen zu lassen und euch so eine andere IP-Adresse zu geben. Wie man hier im Bild sehen kann, habe ich aktuell eine IP-Adresse aus Australien, obwohl ich in Deutschland bin.

Kommerzielle VPN Anbieter haben jedoch den Nachteil, dass Ihre IP-Adressen bekannt sind und infolgedessen geblockt werden können.

Angesichts dessen nutze ich persönlich daher eine Kombination aus der kostenpflichtigen und der kostenlosen Variante, zu der ich jetzt komme.

Es muss ja nicht unbedingt Geld kosten

Der eine oder andere wird schon mal vom Tor-Netzwerk gehört haben. Hierbei handelt es sich um ein OpenSource Projekt, welches den Datenschutz und die Menschenrechte schützen will.

Tor
Tor ist ein Overlay-Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten. Es wird für TCP-Verbindungen eingesetzt und kann beispielsweise im Internet für Browsing, Instant Messaging, IRC, SSH, E-Mail oder P2P benutzt werden. Tor schützt seine Nutzer vor der Analyse des Datenverkehrs. Quelle: wikipedia

Auf dem Handy verwende ich den kostenlosen Tor-Browser, welcher in den jeweiligen App-Stores verfügbar ist, als auch Orbot, welches mir erlaubt, für einzelne Apps auf meinem Handy den Datenverkehr durch das Tor-Netzwerk zu schleusen.

Orbot ist ebenfalls in den jeweiligen App-Stores kostenlos verfügbar.

Das Tor-Netzwerk hat den Vorteil, dass dessen IP-Adressen weitestgehend unbekannt sind. Denn die Server werden nicht von einem Unternehmen betrieben, sondern von einigen Nutzern des Tor-Netzwerkes selbst. Heißt, Leute, die Ihren Internetanschluss für andere zur Verfügung stellen, um die o.g. Ziele des Tor-Projektes zu unterstützen. Und ja, auch ich habe ein Tor-Relay im Keller am Laufen.

Nachteile des Ganzen

Wo Sonne ist, ist auch Schatten. Die hier vorgestellten Möglichkeiten bieten lediglich die Grundlage, um anonym im Internet zu surfen. Alles nützt natürlich nichts, wenn man selbst nichts dafür macht, damit man auch anonym bleibt.

Seine Privatsphäre schützt man nicht, in dem man nur irgendwelche Tools installiert. Dafür muss man auch selbst etwas unternehmen. Etwa der Messenger, den ich hier vorgestellt habe, liefert auch nur das Grundwerkzeug, um anderen seine Daten nicht preisgeben zu müssen. Um darüber mit anderen in Kontakt zu treten, muss man schon selbst was tun und die Möglichkeiten des Tools nutzen.

Google, Apple, Facebook. Sie alle sind an unseren Daten interessiert. Die o.g. Tools helfen dabei, unser Surfverhalten zu verschleiern, helfen aber nicht, unsere Daten vor den Tech-Konzernen zu verbergen. Es bringt nichts, eine IP-Adresse aus irgendeiner Region der Welt zu haben, wenn bspw. die Standortortung am Handy aktiv ist. Dann wissen die trotzdem wo man ist.

Anonymes Surfen, geht das?

by Christian time to read: 8 min
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